Sacramento – damals und heute

Am Wochenende haben wir die ehemaligen Nachbarn meiner Tochter besucht, die im Rentenalter aus dem teuren Santa Cruz weg in eine preiswertere Gegend gezogen sind, etwa 45 Minuten nordöstlich von Sacramento. Ein guter Grund also, auch gleich mal der Hauptstadt Kaliforniens einen kurzen Besuch abzustatten.

Old Town Scramento sieht noch so aus, wie zu der Zeit, als mein Großvater dort war. Er ist im Alter von 16 Jahren im Jahr 1900, also vor nunmehr 117 Jahren, aus seinem bürgerlichen Zuhause in Westfalen abgehauen, hat sich nach Bremen durchgeschlagen und ist von dort mit dem Schiff in die Neue Welt gereist (ob er als Schiffjunge angeheuert hat oder als blinder Passagier die Überfahrt geschafft hat, weiß ich nicht mehr). Jedenfalls hat er sich dann als Wanderarbeiter (Hobo) von der Ostküste an die Westküste durchgeschlagen, war kurz nach dem großen Erdbeben 1906 in San Francisco (und hat leider keine Grundstücke gekauft, die ihm damals billig angeboten wurden). Er blieb bis 1914 und ging dann aus Liebe zu seinem Vaterland wieder nach Deutschland zurück, um im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Er war schon relativ alt, als ich geboren wurde, so dass mir nur wenige seiner Berichte aus dieser Zeit bekannt sind. Aber an einen erinnere ich mich deutlich: Er schilderte, wie er mit einem anderen Hobo auf dem Dach eines Eisenbahnwaggons um den besten Platz gekämpft hat, wobei der andere in voller Fahrt in einen Fluss gestürzt sein soll.

An diese Geschichte musst ich denken, als wir mit Poppy eine Fahrt mit der historischen Eisenbahn entlang des Sacramento Rivers unternommen haben. Der Eisenbahnwaggon, in dem wir saßen, und auch die Lok wurden erst lange Zeit später, nachdem mein Großvater schon wieder zu Hause war, gebaut, aber trotzdem musste ich an ihn und seine Abenteuer denken. Die hatte er aufgeschrieben, aber aus mir unerklärlichen Gründen sind diese Aufzeichnungen verschwunden. Sehr schade.

   

Wir haben uns Erste-Klasse-Tickets geleistet und reisten daher in bequemen Sesseln, mit Bar (Foto unten) und Bedienung am Platz im Waggon mit dem Namen „French Quarter“ (besonderes Kennzeichen: Decke in Sonnenuntergangsrosa gestrichen). Früher konnte man auch hier Telegramme aufgeben, die dann beim nächsten Halt weitergeleitet wurden. Das waren noch Zeiten.

 

Danach katapultieren wir uns rasch in die Gegenwart zurück. Am Capitol fanden am 100. Tag der Amtszeit des neuen Präsidenten eine Kundgebung und eine Demo zur Klimapolitik statt. Wir kamen gerade rechtzeitig zur Demo und konnten mitlaufen. Bei 26 Grad im Schatten eine schweißtreibende Angelegenheit. Aber manchmal muss man für seine Überzeugungen eben etwas schwitzen.

Zur Abkühlung ging es dann ins Innere des Capitols. Dort warfen wir einen Blick in das private Büros des Gouverneurs, so wie es im Juli 1906 ausgesehen hat. Man beachte die Bierflasche auf dem Fußboden.

Blöderweise hatte ich meine Kamera an dem Tag vergessen. Daher alle Bilder leider nur in Smartphonequalität.

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