Als ich Anfang April wieder nach Kalifornien flog, wollte ich für Poppy einen Kinderwebrahmen mitnehmen. Leider passte er doch nicht wie geplant in meinen Koffer, also packte ich ihn schnell in einen stabilen Karton und brachte ihn am Tag vor dem Abflug zusammen mit einem Puzzle zur Poststelle meines Wohnortes. Ein solcher Karton kann als internationaler Brief für 17 Euro verschickt werden und ist erfahrungsgemäß 10-14 Tage unterwegs.
In Kalifornien angekommen, warteten wir nach 2 Wochen auf die Sendung, und warteten, und warteten. Endlich – nach 3 Wochen und 2 Tagen, am Tag vor meinem Heimflug – brachte der Postbote den ersehnten Karton, der inzwischen mit meterweise Frischhaltefolie umwickelt und zu einer platten Flunder zusammengedrückt worden war.
Beim Auspacken bot sich uns ein schauriger Anblick. Die Kartonage zerfiel beim bloßen Angucken. Der Webrahmen war total verschimmelt, selbst die Schiffchen, die sich in einem verschlossenen Plastikbeutel befunden hatten, waren verschimmelt. Auf den Plastikabdeckungen des Puzzles und zwischen der Noppenfolie stand noch Wasser. Das Puzzle war aufgequollen. Also ein klarer Fall für die sofortige Entsorgung in der Mülltonne.
Zurück in Deutschland wollte ich der Post den Schaden melden und wählte die auf der Internetseite angegebene Kontakttelefonnummer. Nachdem ich mich durch diverse Ansagen geklickt hatte, meldete sich Herr G.
Ich schilderte meinen Fall und Herr G. befand, dass mir keine Entschädigung zustünde, da ich die Sendung nicht versichert hatte. Wer hätte auch damit rechnen können, dass der Karton schwimmend befördert werden würde statt als Brief (wie bezahlt) mit Luftpost? Trotzdem wollte ich mich beschweren. Herr G. verwies auf die Post in den USA, die sicher Schuld wäre. Auf meinen Einwand, der Schimmel sei schon so stark gewachsen gewesen, das mit dem Wasser müsse am Anfang der Reise des Webrahmens passiert sein, ließ er sich nicht ein.
Auch das Beispiel eines anderen internationalen Briefes, der in der Woche zuvor an mich zurückgeschickt worden war, weil der Anschriftenaufkleber wegen Feuchtigkeit abgegangen und mein Absenderaufkleber auch nur noch am seidenen Faden gehangen hatte, störte ihn wenig.
Ich blieb hartnäckig und wollte eine Beschwerde loswerden. Also, so sagte er, ich solle die 4 drücken, wenn er aufgelegt hätte und es würde sich die Beschwerdestelle melden.
Es meldete sich Herr L. Nach Schilderung des Sachverhaltes und der Beteuerung, es ginge mir nicht um Entschädigung, sondern um eine Beschwerde wegen unsachgemäßer Beförderung, befand sich Herr L. als nicht zuständig und sagte, ich solle die 7 drücken, sobald er aufgelegt habe und mein Anliegen dort vortragen.
Ich drückte die 7 und es meldete sich wieder Herr L. Ich war irritiert, er nicht. „Da hat der Kollege wohl keine Lust gehabt, sich mit Ihnen auseinanderzusetzen. Er hat gemerkt, dass Sie sehr hartnäckig sind und sah wohl keinen Grund, die Reklamation aufzunehmen“, sagt er zu mir. Auf meinen Hinweis, dass diese Aussage, getätigt von einem Mitarbeiter über einen anderen Mitarbeiter der Post ja sehr viel über das Kundenverständnis und den Servicegedanken verriet, meinte er nur lakonisch „Das ist eben so. Der hatte einfach keine Lust. Das wissen wir ja.“
Nun denn, Lust hin oder her, ich fragte weiter, wie ich denn nun meine Beschwerde loswerden könne. Statt einer Antwort bekam ich von Herrn L. den Tipp, doch beim nächsten Mal meine Postsendung in Vakuumbeutel einzuschweißen „Sie wissen schon, in die man auch Fleisch oder sowas einschweißen kann.“ Wasserdicht verpackt wäre das nicht passiert. Ob ich denn nicht wisse, dass viele Sendungen aus China und der USA nur so verpackt verschickt würden, weil sie sonst alle nass ankämen. Nein, ehrlich gesagt, kriege ich wenig bis keine Post aus China und die Post aus den USA war bislang trocken.
Uneinsichtig bestand ich darauf, dass die Post doch anhand des Barcodes sicher feststellen könne, welchen Weg meine Postsendung genommen hätte und vielleicht anhand dieser Informationen im Sinne der Qualitätssicherung mal gucken könne, wo denn meine Post so nass geworden wäre. Und dann dieses entsprechend abstellen könne.
Barcode war das Stichwort und es kam zu folgendem Dialog.
O-Ton Herr L.: „Das ist ein Bar-Code und wie der Name schon sagt, Bar wie Bargeld, Barzahlung. Dieser Barcode sagt nur aus, dass die Sendung in bar bezahlt wurde.“
„Ach, und warum hat die Dame von der Post dann Briefmarken draufgeklebt“ , konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen.
Herr L. seufzte, holte tief Luft und sagte dann: „Sie hätte auch andere Frankierungsmöglichkeiten wählen können, es wäre trotzdem immer ein Barcode drauf gewesen, denn nur der gibt an, dass die Sendung bezahlt wurde. Dass Sie 17 Euro für die Sendung in bar bezahlt haben, denn, BAR steht für Bargeld.“
Jetzt holte ich tief Luft und beendete das Gespräch mit den Worten: „Das ist mir jetzt zu viel Satire“ und wünschte ihm noch einen schönen Tag.
Anmerkung an die Deutsche Post: Einen Barcode kann man auch als Strichcode bezeichnen, denn bar ist ein Wort aus der englischen Sprache und kann mit Strich oder Balken übersetzt werden. Hat aber mit Bargeld nichts zu tun.
PS: Falls jemand weiß, wie ich meine Beschwerde doch noch loswerden kann – ich bin für jeden Hinweis dankbar.
Da hilft vielleicht nur noch WDR Rundfunk Konsumentenhilfe. Diese Öffentlichkeit schient gegen solche Unverschämtheit nur zu helfen.
Liebe Grüße
Christiane
Hallo Christiane,
ich habe beim Lesen laut gelacht! Sorry! Das ist überhaupt nicht lustig…
So eine Kundenbetreuung ist echt unverschämt.
Liebe Grüße Marion