Viele (Luft)Wege führen nach San Francisco

Seit meine Tochter und ihr Mann vor gut 5 Jahren nach Kalifornien gezogen sind, fliege ich regelmäßig ein- oder zweimal im Jahr über den großen Teich, immer ab Hamburg und meistens nach San Francisco. Jedes Mal habe ich die Qual der Wahl der verschiedenen Fluglinien. Inzwischen hat sich allerdings ein Favorit herauskristallisiert. Hier sind meine Erfahrungen – ganz persönlich, total subjektiv und garantiert nicht gesponsert.

Als erstes habe ich die Lufthansa ausprobiert. Service war angemessen, der Platz gewohnt eng, der Flug pünktlich. Allerdings fingen bald danach die Streiks an und da ich immer sehr früh buche, wollte ich nicht das Risiko eingehen, plötzlich einen Flug nicht antreten zu können. Die Tochter meiner Freundin hat dieses Risiko als gering eingeschätzt. Mit dem Ergebnis, dass sie im 5. Monat schwanger und mit Zwillingen (unter zwei und daher ohne eigenen Sitzplatz) samt Opa reisend, einige Tage später als geplant in ein anderes (dementsprechend komplett ausgebuchtes) Flugzeug steigen musste, um von San Francisco nach München zu fliegen. Natürlich waren keine Sitze nebeneinander mehr frei. Und selbstverständlich wollten keine Sitznachbarn tauschen, so dass der Flug etwas anstrengend war, weil jeder Zwilling bei der Mama sitzen wollte. Als dann der Opa einige Tage später – er hatte seine Tochter samt Kindern heile in Deutschland abgeliefert – wieder zurück nach Kalifornien fliegen wollte und sich beim Einchecken über den Hinflug und die Misslichkeiten beklagte, wurde ihm ein kostenloses Upgrade in die Business Class angeboten. Bislang habe ich nur von alleinreisenden Männern gehört, die in diesen Genuss kamen, und nicht von alleinreisenden Müttern mit Babies, die von der Holzklasse in eine bessere Klasse umgesetzt wurden.

Beim nächsten Flug, dieses Mal in Begleitung meines Liebsten, haben wir KLM ausprobiert. Der Service war super, das Essen für Flugzeugmahlzeiten erstaunlich lecker,  es wurden ausreichend Getränke gereicht, es gab kleine Snacks zwischendurch. Wir waren begeistert, so dass ich sechs Monate später auch wieder KLM flog. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Dann jedoch nahm SAS den Flugbetrieb nach San Francisco auf, und ich probierte diese Fluglinie aus. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Nie wieder! Ich bin zum ersten Mal (immerhin nach 11 Stunden Flug) hungrig und völlig unterzuckert aus dem Flugzeug gestiegen. An Getränken war nur das Wasser umsonst und ein Saftpäckchen zum spärlichen Essen bzw. eine Tasse Kaffee oder Tee. Alles andere, ob Apfelsaft oder Cola musste man kaufen, wenn es einem denn überhaupt angeboten wurde. Ebenso konnte man kleine Snacks käuflich erwerben. Wohlgemerkt, wir reden hier nicht von einem Billigflug. Preislich tun sich die einzelnen Fluggesellschaften meiner Erfahrung nach sowieso nicht viel.

Die Krönung war jedoch der Rückflug. Das Flugzeug kam schon mit Verspätung in San Francisco an und flog dementsprechend mit Verspätung wieder ab. Ich verpasste in Kopenhagen meinen Anschlussflug. Alle weiteren Direktflüge von Kopenhagen nach Hamburg waren ausgebucht. Ich durfte 5 Stunden im Flughafen warten und wurde dann über Frankfurt (Umsteigezeit 45 Minuten) nach Hamburg geflogen. Mit fast 8 Stunden Verspätung kam ich an.

Ein klarer Fall für die EU-Richtlinie, die eine Entschädigung in Höhe von 600 Euro für solche Verspätungen vorsieht. Da war SAS aber zunächst ganz anderer Meinung. Antrag abgelehnt, ich bekam jedes Mal eine andere merkwürdige Begründung, warum sie nicht zahlen wollten. Nach 3 Monaten und einem heftigen E-Mailaustausch bekam ich endlich mein Geld. Meine letzte Mail mit dem Betreff „Last notice before taking action“ (frei übersetzt: Letzte Mahnung, bevor ich Sie verklage) wurde wohl endlich ernst genommen. Damit hat sich SAS in meinen Augen disqualifiziert.

Das war vor einigen Jahren, allerdings hat sich der Service nicht geändert. Mein Schwiegersohn musste vor wenigen Wochen aus familiären Gründen schnell mal nach Deutschland fliegen. SAS war die einzig passende Verbindung. Kosten des Tickets um die 2000 Euro. Auch er musste für seine Getränke und Snacks zahlen.

Vor einem Jahr habe ich British Airways ausprobiert. Die bieten neuerdings San Jose als Ziel an. Der Flughafen liegt für meine Tochter günstiger, sprich die Fahrt zum Abholen ist etwa 45 Minuten kürzer als nach San Francisco. Zudem geht die Einreise in diesem vergleichsweise kleinen Flughafen viel schneller. An der Fluggesellschaft selber habe ich nichts auszusetzen. Guter Service, genug zum Essen und zum Trinken, freundliches Personal. Aber das Umsteigen in London-Heathrow empfand ich als Horror pur. Auf dem Hinflug hatte ich ca. 4 Stunden Aufenthalt. Als ich aus dem Flugzeug stieg, stand dort eine riesige Menschenschlange, alle mussten durch eine Extrakontrolle von British Airways und danach noch durch einen Sicherheitscheck. Nach fast zwei Stunden hatte ich es geschafft und gelangte in die Haupthalle auf der Suche nach einer Anzeigentafel mit meinem Gate. Tja, das Gate wird erst eine Stunde vor Abflug bekannt gegeben. In der Halle waren kaum noch Sitzplätze frei, es war tierisch laut, zugig und ungemütlich. Und als dann das Gate angezeigt wurde, musste ich mich sputen, denn bis zu diesem dauerte es noch gut 30 Minuten.

Das Umsteigen auf dem Rückflug war ähnlich schrecklich. Meine Umsteigezeit betrug nur 1 Stunde und 15 Minuten. Immerhin durfte ich die „Fast Lane“ benutzen. Trotzdem schaffte ich es in der Zeit nicht durch Sicherheitscheck und British Airways-Kontrolle. Zum Glück hatte mein Flug nach Hamburg Verspätung, so dass ich das Flugzeug noch kriegte. Aber noch einmal London-Heathrow? Nicht mit mir.

Kommen wir zurück zu KLM. Diese Gesellschaft haben wir inzwischen mehrmals getestet. Mit meinem Liebsten flog ich nach Südafrika, er alleine reiste nach Botswana und China. Wir sind nach wie vor zufrieden. Natürlich gibt es auch hier Probleme. Sein Flug nach Afrika wurde um einen halben Tag nach hinten verschoben. Das war blöd, aber immerhin musste er nicht um die Entschädigung streiten. Auch nicht, als sein Koffer den Umweg um die halbe Welt nahm und nicht gleichzeitig mit ihm ankam. Die Entschädigungen kamen pünktlich und ohne ein Aufheben darum zu machen. Ähnliches passierte der Mutter meines Schwiegersohnes. Die flog mit Tochter und Enkelbaby nach San Francisco, auch verspätet. 14 Tage später war das Geld auf dem Konto. Sogar die volle Entschädigung für das Baby, dessen Ticket ja keinen vollen Preis gekostet hat. Das macht den Unterschied.

    

Mal abgesehen davon finde ich den Flughafen Amsterdam einfach angenehm. Die Wege sind zwar lang – wie bei jedem Flughafen – aber es gibt nette Sitzgelegenheiten. Die Schlangen vor den Kontrollen sind nicht endlos. Einfach eine gute Atmosphäre.

Und darum steige ich nach Ostern auf meinem Weg nach Kalifornien wieder in Amsterdam um. Auch wenn meine Tochter nun einen längeren Weg hat, um mich abzuholen. Sie sagt, es macht ihr nichts aus, und ich freue mich auf den guten Service und die Süßigkeiten, die bei KLM zwischen den Mahlzeiten in der Küche stehen. Zur freien Bedienung.

Und falls einem Mitarbeiter bei KLM ob dieses Lobliedes jetzt die Ohren klingeln …  einen Upgrade in die Business Class würde ich nicht ausschlagen 🙂 In diesem Fall würde ich diesen Post allerdings als Werbung kennzeichnen. Aber bislang ist das nicht nötig, denn ich habe alle meine Flüge selbst bezahlt.

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